Wenn sich eine Türe schliesst…

…öffnet sich irgendwo eine Andere. Meine Gedanken zu diesem doch so treffenden Spruch.

Dieser Spruch kommt mir in letzter Zeit immer mal wieder in den Sinn. Es gibt ihn auch in leicht abgewandelter Form, dass man einige male dran rütteln soll, an der geschlossenen Türe, wenn sie sich nicht mehr öffnet, soll man sie geschlossen lassen. Geh weiter. Im Beruf, in der Liebe, im Leben!

Ich versuche das zwar genauso zu halten, aber es tut unglaublich weh vor genau so einer Türe zu stehen. Zu erkennen, die wollen mich nicht. Zu akzeptieren, da geht nichts mehr. Da ist jeder gute Wille, jedes «die Hand reichen» zu viel. Das bringt nichts mehr und allzu oft ist es nicht mal deine Schuld. Und so schwer es ist und so hart dazu: Manchmal ist es einfach besser für sich, seine Gesundheit, seine Seele abzuschliessen und nach vorne zu blicken. Denn es ist Einsicht, dass es manchmal Dinge gibt, die man nicht mehr kitten kann. Situationen, die so zerrüttet sind, dass selbst guter Wille nichts mehr bringt.

Leider braucht es zuweilen sehr lange, um zu dieser Einsicht zu gelangen. Lange habe ich auch schon verzweifelt versucht z.B. meine berufliche Situation zu retten. Vor allem, wenn man eigentlich bis zum Tag X nicht mal weiss, dass man überhaupt ein Problem hat. Die Leistung stimmte, die Erfolge auch. Man zermartert sich dann den Kopf, sucht den Fehler bei sich und hinterfragt sich. Nur um festzustellen – ich habe sicher nicht alles richtig gemacht, aber wenn das Gegenüber so blockiert und uneinsichtig ist, einem überhaupt keine Chance und Möglichkeit gibt, ja nicht bereit ist seinen Anteil selber darin zu bearbeiten, dann ist es effektiv besser nach vorne zu schauen. Was bleibt ist eine Spur Bitterkeit und eine grosse Trauer auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Erfahrungen, das Gelernte, die tollen Momente, die unvergleichlichen Projekte und die Freundschaften – die über die Arbeit hinaus bestand haben werden. Dies muss man hochhalten.

Menschen kann man nicht ändern und man sollte so viel Respekt vor sich selbst haben, dass man seines Weges geht. Mit erhoben Kopf. Weitergehen. So ist es im Beruf, in der Liebe und im Leben. Ich habe einen prall gefüllten Rucksack an Erfahrungen, die mich beruflich an einen ganz neuen Punkt bringen werden. Ich mit meinem Rucksack werde an Orte kommen und mit Menschen zusammentreffen, die mit mir grosse Projekte umsetzen wollen. Die genau, weil ich so bin, wie ich bin, mit mir zusammenarbeiten wollen und die mit mir zusammen die Begeisterung für die Sache teilen. Da haben die, die mir die Türe verschliessen, effektiv nichts mehr zu suchen.

Was habe ich in den letzten Monaten gelitten, geweint, hinterfragt, mich hinterfragt, war enttäuscht, verzweifelt, traurig. In den letzten Monaten war ich ganz unten, hab einen Schmerz gespürt, wie wohl noch nie. Erst wollte ich kämpfen, es allen zeigen. Es kann doch nicht sein, dass man meine Leistung nicht sieht und nur meinen Charakter ändern will. Ich habe die Luft angehalten und mich in die toxische Situation hineinbegeben. Jedes Mal von neuem alle Energie mobilisiert, um mich dem Scheinwerfer-Augen zu stellen. Jede Mimik, jede Aussage, jede Gefühlregung wurde genau beurteilt, mit dem Bauchgefühl bewertet. Schliesslich bin ich an den Punkt gelangt, wo nichts mehr ging. Ich hab nichts mehr gespürt. Keine Freude, keine Zufriedenheit, kein Glück. Jeder Tag war eine Herausforderung. Jeder Tag ein Kampf, sich jeden Tag etwas Gutes zu tun. Dinge, die ich mit Leidenschaft tue, wie kochen, schreiben, fotografieren – nichts war mehr da. Wie betäubt war ich.

Doch irgendwann kam die Kraft langsam zurück, kleine Funken der Hoffnung und Zuversicht, die Freude und Zufriedenheit. Das Positive. Ich habe den Blick wieder gehabt für das Schöne. Ich habe wieder zu planen begonnen. Ich habe wieder zu schreiben begonnen. Ich konnte es wieder geniessen. Ich habe wieder Perspektiven gesehen. Und ich habe mich entschieden. Ich habe gespürt, dass obwohl die Türe noch nicht ganz verschlossen war, dass ich sie zu mache von aussen. Dass dieses toxische Umfeld für mich, meine Gesundheit, mein Wohlbefinden, mein Leben, meine Familie nichts für mich ist. Und dann wurde sie von Innen auch zugemacht.

Nun stehe ich also hier und weiss noch nicht genau, in welche Richtung mein Weg geht. Ich spüre aber, dass da mehr sein wird als zuvor. Und ich bin freudig, positiv und jetzt auch frei. Mich umspielt wieder dieses innere Lachen. Diese tiefe Zufriedenheit und die Dankbarkeit für die vielen tollen Erfahrungen und Menschen, die mein Leben bereichern.

In dieser Phase nicht allein zu sein, umgeben von meinem wunderbaren Herzensmenschen, meiner Süssen, meiner Familie, Freundinnen und Freunden, Menschen, die zu einem stehen und für einen da sind, das ist wohl das grösste Glück auf Erden. Dafür bin ich sehr dankbar.

Leider zeigt es einem auch, wie überfordert, die Mehrheit ist. Menschen, von denen du es nie erwartet hättest, können nicht mehr mit dir oder der Situation umgehen. Ja all zu oft ist auch das System überfordert und hat keine Prozesse und Strukturen, um gerade einen Konflikt mit Arbeitsbezug zu klären. Deshalb ist es heute auch so, weshalb die meisten Menschen, die Mobbing erfahren, die Arbeit verlieren. Es wird ihnen nicht geholfen. Wie auch mir nicht. Man schaut einfach weg. Gut, man kann ja auch. Und genau hier hat es wieder mit Charakter zu tun, wie der Arbeitgeber mit so einer Situation umgeht.

Meine Erfahrung und mein Führungsverständnis bestätigen jedenfalls, so gehe ich nie mit einem Menschen um. So behandle ich keine Mitarbeitenden.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.