Meine Gedanken zum Weltfrauentag

Ich warte nicht bis zum nächsten Weltfrauentag, denn ich habe jetzt schon alle Voraussetzungen in mir, um gleichberechtigt und gleichgestellt ein erfülltes Leben zu leben.

Ich bin eine Kämpferin für die Frau und ihre Rechte und doch stören mich solche Anlässe oder Ereignisse wie 50 Jahre Frauenstimmrecht, Frauenstreik oder eben Weltfrauentag. Ich habe mich schon während meines Studiums schwer getan mit Gender-Themen. Und daher auch meine Liz-Arbeit zu einem von mir gewählten Thema und Bereich geschrieben und nicht dem damals hippen Gender-Thema gewidmet. Und ich hatte insofern recht behalten, als dass sämtliche Liz-Arbeiten meiner Kommilitoninnen zum Gender-Thema fast identisch waren!

Später als ich politisch Fuss fasste rsp. Geschäftsführerin einer Kantonalpartei war, habe ich mich explizit nicht zum Frauenableger gesellt. Ich habe mir immer gesagt und tue das auch heute noch: Ich schätze ein Frauennetzwerk, aber ich möchte und will es auch ohne schaffen in der «Männerwelt».

Ich schätze ein Frauennetzwerk, aber ich möchte und will es auch ohne schaffen in der «Männerwelt».

Ich schaffe es, weil ich kompetent bin, gut ausgebildet, intelligent und weiblich. Ich schaffe es, gerade weil ich eine Frau bin. Ich fühle mich, wenn überhaupt nur von anderen Frauen diskriminiert, weil nur Frauen argwöhnisch oder eifersüchtig sind. Weil eben unter Frauen statt Solidarität Zickenkrieg herrscht und eben nur Frauen neidisch sind auf andere – sei es wie sie angezogen, ausgebildet, welchen Lebensentwurf sie haben oder angestellt sind. Und sie jammern. Jammern immer, wie ungerecht es ist, wie schlecht es den Frauen geht, was sie alles weniger haben, oder nicht können. Das passt mir nicht.

Seit ich ganz bei mir bin, habe ich Augen und Ohren offen für wunderbare Frauen!

Ich habe mich in der Männerwelt deshalb nie schlecht gefühlt. Ich weiss, ich schaffs auch da. Und seit ich mehr bei mir bin, zufrieden und in Einklang mit mir. Dankbar für meinen Weg. Seit in mein Leben Ruhe eingekehrt ist, nach der Scheidung, mit dem neuen Job – wohlverstanden ohne Zickenkrieg, dafür etwas mehr Männerart – habe ich auch die Augen und Ohren offen für wunderbare Frauen. Ich darf heute wunderbare Frauen in meinem beruflichen und privaten Umfeld haben, die mich inspirieren, mit denen ich auch Augenhöhe bin, die mir guttun und mein Leben bereichern. Und ich glaube, gerade weil ich so bei mir in meiner Mitte bin, so entspannt und zufrieden, habe ich so wahnsinnig bereichernde und schöne Begegnungen insbesondere mit Frauen.

Andere Frauen inspirieren mich.

Interessanterweise stelle ich fest, dass seit ich offen bin für andere Frauen, Themen und Tätigkeiten anderer Frauen, lerne ich noch mehr tolle Frauen kennen. Frauen, die meine Werte teilen, die mit mir auf Augenhöhe sind, die mir nichts nehmen wollen, sondern die ebenso bei sich sind, wie ich bei mir. Das inspiriert mich. Und genau solche Frauenkontakte, genau solche Netzwerke finde ich toll und möchte ich pflegen. Genau solche Begegnungen und dieser Austausch bringt uns weiter. Wir wollen und können voneinander profitieren. Wir müssen uns nicht hinter der latenten Ungerechtigkeit verstecken, die das Gesetz, die Männer, die Ungleichheit mit sich bringt, sondern wir sind uns selbst, wir sind aktiv, wir arbeiten, wir leben ein selbstbestimmtes Leben. Unabhängig, gleichberechtigt und frei.

Alle Voraussetzungen sind bereits in mir, um mich in der Männerwelt durchzusetzen.

Und die Reflexion über den Weltfrauentag bringt mich zum Schluss. Ich habe alle Voraussetzungen mich in der «Männerwelt» durchzusetzen. Ich habe es nicht nötig, mir am Weltfrauentag, am Frauenstreiktag speziell Gehör zu verschaffen. Weil ich alle Voraussetzungen in mir habe. Und weil ich genau mit diesen Voraussetzungen mich für andere Frauen einsetze. Für Frauenthemen. Für Gleichberechtigung. Auch vor dem Gesetz. Wir Frauen können nun streiken oder unsere Parolen am Weltfrauentag kundtun und warten, bis die «Männerwelt», die Politik und die Gesetze sich ändern. Oder wir können selber aktiv werden. Jeden Tag. Jede für sich, mit den Voraussetzungen, die sie mitbringt. Ich für meinen Teil, warte nicht.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.