Frühlingsboten & meine Gedanken zu diesem Wahnsinn

Schneeglöckchen als Frühlingsboten im Februar. Welche Freude sie verbreiten. Sie stehen im krassen Gegensatz zum Krieg in Europa. Meine Gedanken.

Bei uns sieht man die ersten Frühlingsboten. Schneeglöckchen. Ich liebe es zu sehen, wie sich plötzlich hier und da die ersten Frühlingsboten zeigen. Ich liebe es auf meinen Spaziergängen den Moment einzufangen und die Natur und den Moment zu spüren. Achtsam wahrzunehmen. Tief einzuatmen. Die täglichen Spaziergänge beruhigen mich. Und sind bewusste Momente nur für mich. Die Schneeglöckchen, sie wackeln friedlich im Wind. Eine kleine heile Welt. Alles geht bei uns seinen normalen Gang. Wir freuen uns, dass Corona gefühlt vorbei ist. Wir freuen uns auf den Frühling, über die Sonnenstrahlen, beschwingte Musik aus dem Radio, volle Gestelle im Laden, das feine Abendessen im Kreise unserer Liebsten. Die Welt ist, aber nicht mal weit weg, völlig anders. Da sieht keiner die Schneeglöckchen, da geniessen Menschen keine Spaziergänge in der Natur, da haben Menschen Angst um ihr Leben und versuchen panisch zu flüchten. Was für eine krasse Zeit.

Was für die Welt in den letzten Wochen unvorstellbar schien ist am frühen Morgen des 24. Februar Realität geworden. Europa wird von Russland angegriffen. Mit einem Vorwand! Und wie absurd ist das, der Angriff erfolgte, als der UNO-Sicherheitsrat unter der Leitung von Russland eine Krisensitzung hatte. Absurd! Fassungslos, geschockt und voller Angst blicken wir nun in den Osten von Europa. Die Ukraine gehört zu Europa und doch nicht. Die Ukraine gehört nicht zum westlichen Militärbündnis Nato. Und doch die EU und die Nato haben in all den Wochen der diplomatischen Gespräche Putin nicht zur Vernunft gebracht. Und sie haben immer wieder deutlich gemacht, dass sie nur den diplomatischen Weg suchen. Tja, dieser Weg hat nun versagt. Eine Katastrophe. Die westliche Welt, die Politiker und die Militärs als Berater haben versagt. Politiker sind eben keine Diplomaten. Keiner hat je geglaubt, dass Putin angreift. Alle haben die Situation schöngeredet, geglaubt, dass Neo-Staatsmänner sofort die Lage klären. Wie lächerlich! Hier sehen wir das kapitale Versagen der westlichen Welt. Lauter Ausflüchte und leere Worte gegenüber der Ukraine, deren Regierung und vor allem der Bevölkerung.

Putins Ansinnen ist ja nicht neu. 2014 beim Einmarsch auf der Krim und deren Anektion hat der Westen einfach ohne etwas zu tun zugeschaut. Sämtliche Bemühungen der Ukraine Mitglied der EU oder der NATO zu werden, hat man schön- oder hinausgeredet. Während die Nachbarländer alle entweder in der EU und/oder in der Nato sind. Und da wundert man sich, dass Putin nicht weitermacht. Trägt die Welt Scheuklappen? Der Westen hat gezielt und bewusst, die Ukraine geopfert. Und da können einem nur die Worte fehlen.

Seit bald 77 Jahren spricht man von Frieden in der Welt. Tut alles, um diesen Frieden zu bewahren. Uns allen ist nicht mehr bewusst oder bekannt, wie es sich anfühlt, kein Essen, kein Strom, keine Perspektive zu haben. Wir haben uns in unserer globalisierten Welt von diesem Bild komplett wegentwickelt. Wir haben bewusst und gezielt Krieg verlernt. Weil keiner Krieg will. Und wir haben auch alles Politische gemacht, damit das Thema Krieg einfach ein Fremdwort ist. Die Armee verkleinert und abgebaut, dass sie ja im Kriegszustand gar nicht mehr Handlungsfähig oder einsatzfähig ist, oder was sollen wir mit mickrigen 20000 Soldaten an der Grenze? Und wer meint, wir hätten eine schlagfertige Armee, wenn wir die Mobilmachung befehlen, der irrt. Wir haben weder die Armee, noch genügend Luftschutzräume, noch genügend Ressourcen, um uns selber zu versorgen. Wir sind nicht mehr auf Krieg ausgerichtet.

Ich bin erschüttert, dass wir jetzt Krieg haben in Europa. Was für ein Wahnsinn! Menschen sind beim Leben bedroht, flüchten. Das Elend kann man nur erahnen. Und doch es ist nur 1500 km weit weg. In der heutigen Zeit ein Katzensprung. Eben war ich doch in Madrid. Gleich weit weg. Ich frage mich, wieso man das nicht voraussehen konnte? Ich frage mich, weshalb der Westen die Menschen in der Ukraine so im Stich lässt? Ich frage mich, was mit uns passiert? Bei uns steigen die Preise rasant an, die Inflation ist greifbar. Werden Güter des täglichen Bedarfs nun zum Luxusgut? Werden wir bald eine echte Krise erleben und die Pandemie war nur der Vorgeschmack? Ich bin echt erschüttert. Schon seit einigen Wochen habe ich mir mit meinem Schatz überlegt, was und wie wir uns vorbereiten könnten, welche Vorräte wir noch aufstocken müssen. Ich hab auch oft an den viel belächelten Alt CDA Blattmann gedacht, der in einem Interview in der Schweizer Illustrierte sagte, wie viele Vorräte er zu Hause hat. Recht hat er. Wir haben nun unsere Vorräte aufgestockt, Kerzen gekauft, Esswaren, Batterien, Wasser. Und doch, wohin, wenn der Krieg näherkommt? Ich mag mir gar nicht ausmalen, was dann passiert. Und wie soll ich meine Tochter schützen? An ihr wird das auch nicht spurlos vorbeigehen. Welche Perspektive kann ich ihr bieten bei diesem Versagen der Politik?

In den letzten Tagen, so ohne die Corona Massnahmen und die Lockerungen habe ich mir manchmal den Bubble, den ich hier schon einige Male beschrieben habe, zurückgewünscht. Den Bubble, die kleine heile Welt mit meinen Liebsten. Einfach sein, zurückgezogen, in Ruhe und Frieden. Die Welt da draussen abstellen und den Lärm nicht hören. Einfach die Zeit mit den Herzensmenschen verbringen. Auftanken für den Wahnsinn da draussen. Genau das werde ich nun tun. Denn es macht mir effektiv Angst.

Ich kann im Moment nur eines sagen: Lasst uns den Glauben nicht verlieren und beten für den Frieden. Lasst uns beten für die armen Menschen, die Kinder und Familien, die die um ihr Leben fürchten. Und lasst uns dankbar sein, dass es uns im Moment noch so gut geht.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.