Aus der Blase zurück ins normale Leben

Muss ich das Cave Syndrom – also auch nach dem Lockdown „das lieber in der Blase bleiben“ wirklich überwinden? Oder ist diese Zurückgezogenheit die neue Realität, die bleiben soll? Für mich klar: JA!

Die Corona-Pandemie, die Lockdowns, geschlossene Restaurants, beschränkte Freizeit- & Sportangebote und die Reisebeschränkungen haben uns eine neue Lebensrealität gebracht. Die Realität nämlich mehr für sich zu sein, in der Zurückgezogenheit und Ruhe der eigenen vier Wände. Mit seinen Liebsten und Engsten. An diese Zurückgezogenheit und Ruhe habe ich mich gewöhnt. Mir sind inzwischen Menschenansammlungen, zu viele Menschen im öffentlichen Raum, im Zug oder Bus ein Gräuel und ich bin nach wie vor lieber Zuhause als gross immer auf Achse. Ich merke auch, dass ich lieber im Homeoffice arbeite, als an Sitzungen und im Büro vor Ort zu sein. Diese höhere Kadenz, auch wenn ich im Homeoffice sehr viel Arbeit hatte und tagelang in Teams Konferenzen sass, macht mich nervös. Ich benötige auch während meiner Arbeit die Ruhe und Rückzugsmöglichkeit meines Zuhauses.

Diese Blase, in der wir zu leben gelernt haben, die hat mich vor dem Virus geschützt und wie ich immer wieder geschrieben habe, einfach zufrieden und glücklich gemacht. Ich hatte ja schon vor Corona nicht das Bedürfnis nach „ständig unterwegs zu sein“ oder Parties ohne Ende zu feiern. Auch vor Corona habe ich die Zeit genossen – als Single mit meiner Süssen oder oft alleine oder in der Beziehung einfach mit meinem Schatz und meiner Süssen, Freunden und Familie. Mehr brauche ich nicht und mehr will ich nicht. Und durch Corona hatte ich so viel mehr wertvolle Zeit und schöne Momente mit meinen Liebsten, dass ich irgendwie gar nicht raus mag oder ausbrechen.

Psychologen reden hier vom Cave Syndrom – man traut sich trotz Lockerungen nicht aus der Blase und möchte am liebsten alles belassen, wie es war. Ich möchte auch das Gute so belassen. Diese geschenkte Familienzeit, diese Geborgenheit in meinem schönen Zuhause. Das da draussen nicht rein- oder ranlassen. Und doch zieht es mich auch wieder ins Ausland – Paris, Nizza, Montegrotto. Freunde besuchen in Deutschland, die wir fast 2 Jahre nun nicht mehr besuchen durften. Ja, ich möchte wieder unterwegs sein, aber gezielt. Nicht wahllos unterwegs, abends weg, nicht einfach viel Programm, sondern weiterhin diese Lebensqualität beibehalten. Weiterhin für mich sorgen und mir Sorge tragen. Ganz bewusst Dinge tun, dir mir guttun. Mich stärken. Den Fokus auf das Wertvollste haben – meine Liebsten, mein ruhiges und beschauliches Leben, Zeit zum Kraft und Energie tanken, Zeit, um sich zu regenerieren, zu reflektieren.

Diese bald 20 Monate in der wir mit der Pandemie leben, sind zu meiner neuen Realität geworden, eine Realität mit einer wunderbaren Blase, die ich ungern und auch langfristig nicht aufbrechen möchte. Denn das wirklich wertvolle und wichtige, ist genau hier in meinen eigenen vier Wänden, in meinem kleinen Universum, in unserer Blase. Hier habe ich alles, was ich brauche und will ich etwas mehr, kann ich ja jederzeit Hinaus und etwas Neues entdecken. Aber meine neue Realität gefällt mir und daran möchte ich auch nichts ändern.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.