#Glücksgeschichte 31 – Zürich eine alte Liebe

Zürich meine alte Liebe – Ein Rundgang mit vielen Erinnerungen.

Zürich war lange meine Lieblingsstadt, meine Heimatstadt. Hier habe ich die Schule besucht, studiert, gewohnt, viele Jahre gearbeitet. Zürich war mein Zuhause. Vor 17 Jahren bin ich aufs Land gezogen. Zuerst habe ich zwar noch täglich in Zürich gearbeitet, aber die Wochenenden habe ich bereits nicht mehr in der Stadt verbracht. Und mit dem Umzug in den Aargau, der Geburt meiner Süssen und der Aufgabe des Jobs in der Stadt, hat sich der Fokus immer mehr verlagert. Wenn ich früher noch Fernwehgefühle hatte und alle paar Wochen einmal einen Abstecher nach Zürich machen musste, so hat sich das mittlerweile komplett verändert. Der Bezug zu Zürich wurde immer weniger. Die Zürich-Entzugserscheinungen sind komplett weg. Ja, inzwischen finde ich Zürich meistens zu gross, zu voll, zu anstrengend, zu hektisch, zu teuer und ich komme nur noch sporadisch ein paar Mal pro Jahr in die Stadt.

Inzwischen schätze ich es enorm – noch mehr seit Corona – dass ich mit meiner Familie auf dem Land wohne, mit einem Fuss in der Natur. Die Reuss, der Wald und die Wander- und Fahrradwege gleich um die Ecke. Hier in meinem zu Hause kann ich runterfahren und mich regenerieren. Das Gewusel der Stadt ist weit weg und ganz ehrlich, es erschreckt mich immer, wenn ich in Zürich bin.

Dabei habe ich die Stadt mal aus dem Effeff gekannt. Ich konnte Stadtführungen machen und hab Besucher aus dem Ausland locker 2-3 Stunden durch die Innenstadt geführt und zig Anekdoten parat gehabt, die ich zum Besten geben konnte. Ich kannte die neuesten Restaurants und wusste, wo, was los war. Ich war so ein Züri-Chick und fühlte mich so wohl in der Stadt.

Zürich war meine Stadt. Meine absolute Lieblingsstadt. Immer wenn ich nach einer Reise nach Hause kam, über die Quai-Brücke fuhr mit dem Tram oder an der Gemüsebrücke stand, habe ich das Gefühl gehabt «Hach ist das schön hier!» und es gibt nichts Schöneres als Zürich, wo es damals doch noch beschaulich und friedlich zu und her ging – im Gegensatz zu den Grossstädten, die ich damals bereist habe. Heimkommen war und ist immer schön, aber Zürich hat mit seiner Kulisse mein Herz immer höherschlagen lassen.

Das ist lange her. Zürich könnte ich heute als Touristin – allerdings fast Insider-Touristin besuchen. Ich liebe es durch die Altstadt zu streifen, an der Quaibrücke zu stehen und auf die drei Kirchen und die Zunfthäuser zu schauen. Ich mag es am See entlang zu spazieren und auch mal an der Bahnhofstrasse zu flanieren. Ich hab in Zürich so meine Lieblingsorte. Aber Zürich berührt mich nicht mehr so wie damals.

Ja, ich kenne mich auch mit dem Auto noch gut aus und komme in der Stadt überall zurecht. Aber eben, in Zürich bin ich sehr selten. 2-3 Mal pro Jahr. Und so entsteht, bei jedem Besuch die Idee, hier mal wie ein Tourist zu übernachten. Ein Wochenende durch die Gassen zu streifen, Museen besuchen, Sightseeing zu machen und die Stadt mal wieder aufzusaugen.

Zum Pflichtprogramm gehört in der Vorweihnachtszeit die Lichter bestaunen an der Bahnhofstrasse und die Weihnachtsmärkte besuchen. Ich bin jeweils voller Vorfreude. Wenn ich dann da bin, bin ich jeweils wieder ernüchtert – zu viele Leute, zu teurer Glühwein, der nicht schmeckt, alles irgendwie nicht so romantisch, wie ich mir das im Vorfeld ausmale.

Zufälligerweise war ich diese Woche in Zürich. Strahlender Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen. Ich hatte eine Verabredung in der Stadt und nutzte die Gelegenheit eine kleine Runde zu drehen. Ich hab die Rosen-Brunnen besucht auf dem Münzplatz bei der Augustiner-Kirche, auf dem Münsterhof und beim Helmhaus. Ich wollte unbedingt einige schöne Fotos machen.

Leider habe ich auch hier nicht daran gedacht, dass es in Zürich wimmelt vor Menschen – Touristen aus aller Welt, die diese Weltstadt entdecken wollen. So wurde mir die perfekte Sicht am Brunnen auf dem Münsterhof für das perfekte Bild versperrt und ich hab mich dann schnell verdrückt an den Münzplatz, der durchaus weniger Schaulustige hatte und ich endlich mein perfektes Bild schiessen konnte. Die Aussichten auf das Grossmünster und den St. Peter konnte ich auch festhalten und habe mich dann doch wieder versöhnt mit einem Streifzug über das Bellevue und den Blick auf die Oper.

Trotzdem der Moment für mich in meiner Heimatstadt hat mich richtig glücklich gemacht. Ein Moment für mich. Mir etwas Gutes tun und mir etwas gönnen. Dabei die Sonne im Gesicht spüren und die Ausblicke geniessen. Es bleibt – bei all dem Gewusel – ein kleiner und gefühlt fast magischer Glücksmoment.

Und ich komme zum Schluss, dass mit Zürich sehr viel Vergangenheit verbunden ist – Erinnerungen an meine Zeit, als ich da zur Schule gegangen bin, an der Uni studiert und meine berufliche Karriere gestartet habe. Es ist wohl so wie eine alte Liebe, an die man gerne mit viel Dankbarkeit zurückdenkt.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.