#Glücksgeschichte 20 – Savoir-vivre im Elsass

Glücksgefühle beim Savoir-vivre im Elsass. So sah mein Wochenende aus.

Das sind sie wieder, die Momente, die mir Glücksgefühle bescheren. Endlich spür ich es wieder. Endlich spüre ich wieder die Dankbarkeit und Zufriedenheit mit meinem Leben, mit mir. Endlich bin ich nicht mehr taub, gefühlsmässig abgelöscht. Es tut so gut, wieder die kleinen Dinge sehen zu dürfen. Dankbar für die Sonnenstrahlen, das gute Buch, den schönen Spaziergang in der Natur, den Moment mit meinen Süssen oder mit meinem Schatz. Ja, lange waren sie weg. Und jetzt ist es wieder da. Durchatmen und zufrieden sein. Das ist wieder möglich. Ich plane wieder, meine Gedanken sprudeln und ich habe wieder Lust zu schreiben, ich fotografiere wieder und bin wieder rundumzufrieden und mit mir und meinem Leben im Reinen.

So fallen mir auch wieder die kleinen schönen Glücksmomente auf, wie das vergangene Wochenende im Elsass. Es hat so gut getan das Savoir-vivre aufzusaugen. Ich merke immer, wenn ich dann in Frankreich bin, wie sehr ich dieses Lebensgefühl vermisse. Und ich kann dann gleich ab- und eintauchen in die Kultur und bin tiefenentspannt, beim Crémant. Wir haben in einem Herrenhaus der Domaine de Beaupré in Guebwiller übernachtet. Eine alte Villa mit riesigem Garten am Ortsrand von Guebwiller. Ursprünglich gehörte diese Villa einer Schweizer Familie, die in der Gegend eine Textilfabrik betrieb. Nach dem Tod der letzten Nachfahrin wurde das Gebäude zu einem Hotelbetrieb umgebaut. Das heutige Betreiberpaar sind eigentlich Künstler aus St. Remy de Provence, die an weiteren Orten in Frankreich und Belgien Galerien betrieben haben. Sie haben das Hotel 2010 übernommen und betreiben es seither. Ihre Tätigkeit als Galeristen führen sie weiter, indem an den Wänden die ausgestellte Kunst zum Kauf angeboten wird. Die Villa hat mit den vielen Gemälden an den Wänden und der historischen Einrichtung einen ganz speziellen Charme. Und sie ist ein perfekter Ausgangspunkt, um auf der Weinstrasse die anderen Dörfchen zu erkunden oder einen Ausflug nach Colmar oder Mühlhausen zu machen. Es knarrt, wenn man über den Fischgratparkett geht und die Zimmertüre wird noch mit einem richtigen alten langen Zimmerschlüssel geschlossen. Jedes Zimmer hat seine Geschichte und es gibt genau 19 Zimmer in diesem Herrenhaus. Ein richtig guter Tipp für einen Wochenendtrip.

Guebwiller trägt den Spitznamen „Stadt mit drei Kirchen“ und beherbergt Denkmäler mit verschiedenen Baustilen: die romanische Kirche Saint Léger, das ehemalige Kloster der Dominikaner (Gotik, derzeit ein kulturelles Treffpunkt).

Unter den Persönlichkeiten, die die Geschichte der Stadt geprägt haben, gab Theodore Deck, Meister der Keramikkunst im 19. Jahrhundert, dem Kunst- und Lokalgeschichtsmuseum seinen Namen: The Theodore Deck Museum.

Ganz in der Nähe liegt Murbach mit dem Kloster. Das Kloster liegt gefühlt in einem einsamen Talkessel und beeindruckt mit der Grösse und der Lage. Man würde nie auf die Idee kommen, dass hier ein so imposantes Gebäude aufgebaut worden ist.

Wir haben uns allerdings weiter aufgemacht und sind nach Colmar gefahren. Colmar gehört neben Strassburg und Mühlhausen zu den 3 grössten Städten im Elsass. Colmar besticht durch die bunten Fachwerkhäuser, die verwinkelten Gassen mit Kopfsteinpflaster und das Quartier, das als Petite Venise bekannt ist und auf den Kanälen mit kleinen Ausflugsboten befahren werden kann. Colmar ist wohl zu jeder Jahreszeit ein Tourismus-Magnet, nicht nur zur Weihnachtszeit – wenn die ganze Altstadt zum Weihnachtsmarkt wird. Wir sind am Samstag nach Colmar gefahren und daher haben wir uns nicht wundern dürfen, dass ebenso viele Menschen mit uns durch Colmar spaziert sind. Eigentlich überhaupt nicht mein Ding, aber ändern liess es sich nicht. Wir haben das einfach zu akzeptieren versucht. Weil überall an den schönen Kanälen die Restaurants und Terrassen schon besetzt waren, haben wir eine Seitenstrasse genommen und siehe da im Restaurant La Galeria haben wir einen tollen Salade au Chèvre Chaud bekommen. Wir sind mit dem Auto bis zum Parkhaus Rapp gefahren, von dort sind es nur wenige Gehminuten mitten in die Altstadt.

Abends haben wir wieder in der Villa gegessen. Einfache Hausmannskost wird da serviert. Das Wochenende im Elsass hat wunderbar gut getan. So einen Moment dem Alltag entfliehen und durchatmen. Besonders in Frankreich, wo mein Herz sowieso höher schlägt, gelingt es mir besonders gut abzuschalten. Das Savoir-vivre liegt mir einfach. Und ich liebe es französischen Wein zu trinken, fein zu essen und mich mit den Menschen auf Französisch zu unterhalten. Darum war das Wochenende im Elsass ein weiterer kleiner Glücksmoment für uns.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.