Statt Panik besser mit gesundem Menschenverstand

Ich habe keine Panik, aber Moment kommt man nicht am Coronavirus vorbei. Informationen und Nachrichten dazu sind omnipräsent. Ich selber bin im Krisenstab bei meinem Arbeitgeber involviert und informiere täglich die Arbeitskolleginnen und -kollegen mit Updates dazu. Es ist eine neue Situation und der Bundesrat hat mit seinem Verbot von Grossveranstaltungen und dem ganzen Krisenplan in dieser besonderen Lage klar und unmissverständlich kommuniziert. Es ist super, dass von Oben klare Anordnungen und Informationen verbreitet werden. Das gibt Sicherheit.

Regeln vom BAG sind einfach

Die Regeln sind einfach und verständlich. Auf den ersten Blick schränken sie uns wenig in unserem täglichen Leben ein und bei uns kommt bisher auch keine Panik auf. Wir achten auf gute Hygiene, waschen ganz oft die Hände, Husten in die Armbeuge, geben die Hand nicht mehr und bewegen uns effektiv weniger im öffentlichen Raum. Ich musste vorher schon mit dem Auto pendeln und habe auch hier keine Einschränkung, ausser dass ich feststelle, dass jetzt mehr Personen im Auto unterwegs sind. Meine Anfahrtszeit zur Arbeit hat sich so um 10 Minuten pro Weg verlängert.

„Nicht-Hände-Schütteln“ muss geübt sein

Soweit so gut, mit einigen Hürden in der Anfangszeit. So klappt es mit dem «Nicht-Hände-Schütteln» gerade auf der Arbeit – und ich arbeite im Gesundheitsbereich – noch nicht wirklich. Es ist üblich und auch sehr ausgeprägt, dass man sich die Hand gibt beim Hallo und Tschüss sagen. Und da ich erst seit rund 2 Monaten auf dieser Stelle arbeite habe ich immer noch Kennenlern-Treffen und auch da ist es üblich sich zur Begrüssung die Hand zu geben. Als ich letzte Woche die «Nicht-Hände-Schütteln»-Regel anwenden wollte, ist so einiges schiefgelaufen. Entweder wurde ich schief angeschaut, als ich verkündet hab, ich geb nicht die Hand oder mir wurde mitgeteilt, dass man sich nicht daranhalte, das sei ja doof. Das hat dazu geführt, dass ich 5x innerhalb von 2 Stunden die Hände desinfiziert oder gewaschen habe.

Virus bremst unsere Konsumgesellschaft und macht Panik

Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist diese Panikmache. Jede Grippe-Epidemie hat mehr Todesopfer und Grippeerkrankte. Neu ist ja, dass dieser Virus bis zu uns gekommen ist. Es ist doch keine Endzeitstimmung. Dass er so schnell bis nach Europa gekommen ist, hat ja auch mit unserem Lebenswandel zu tun. Möglichst viel reisen, möglichst viel unterwegs. Man will frei sein, man ist voll verplant und hat immer Programm. Zuhause in den eigenen vier Wänden sein – unvorstellbar. Genau deshalb denke ich jetzt ja auch darüber nach. Menschen kriegen Panik, weil wir alles haben. Wir können überall hin, können uns alles leisten, können tun und lassen was wir wollen und jetzt sollen wir plötzlich gewisse Dinge nicht mehr. Das schränkt ein. Etwas, was sich unsere Gesellschaft, die voll auf Konsum aus ist, gar nicht mehr gewohnt ist. Eine Verordnung von Oben gabs noch nie. Und anstelle sich endlich mal auf das was wirklich wichtig ist im Leben zu konzentrieren, herrscht Panik. Hamsterkäufe, Hamsterrei von Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken, überrennen von Notfallstationen in Spitälern. Irgendwie frage ich mich, wo denn hier und heute der gesunde Menschenverstand abgeblieben ist. Oder einfach die Achtsamkeit. Braucht man denn immer in Bewegung zu sein, immer etwas unternehmen, immer Programm? Geht auch Verzicht? Ist gerade im Moment nicht vielleicht der Zeitpunkt für mehr Achtsamkeit? Mehr bei sich sein? Ich bin gern zu Hause. Wir haben nicht immer Programm und verfallen auch nicht dieser ständigen Konsumlust. Heute überlege ich mir zusätzlich einmal mehr, ob es nun wirklich notwendig ist, die Wohnung zu verlassen oder dies und jenes zu machen. Alles hat Zeit und so dringend ist effektiv nichts.

Etwas mehr denken, bevor man rausgeht hilft

Ich überlege ich mir, wenn ich raus gehe, wen ich treffen könnte, worauf ich achten muss, damit ich nicht in brenzlige Situationen komme. Gut, ich gehe auch selten an Grossveranstaltungen und plane auch keine Reise in vom BAG deklarierte Krisengebiete. Bisher.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.