Geht es euch auch so? Ende Jahr habe ich immer den Wunsch zur Ruhe zu kommen und das vergangene Jahr abzuschliessen, um mich voller Kraft und positiver Energie in die nächsten 12 Monate zu gehen. Dieses Jahr war es wie verhext, ich war getrieben, vom Wunsch den Fokus zu finden – und habs klar nicht geschafft. Ich war ruhelos und unglücklich mit mir selber. Bis ich ins Fitness ging und auf dem Laufband mich mal richtig ausgepowert hab. Dies 2 Tage hintereinander, plötzlich wars klar. Sonnenklar und so einfach.
Er war wieder da mein Fokus und ich kann und konnte es mir einfach nicht erklären, wie er jetzt plötzlich wieder da sein konnte. Getan hab ich ja eigentlich nichts anderes als sonst. Oder doch? Ich hab mich etwas rausgenommen aus dem Hamsterrrad der verirrten Gedanken, Probleme, Ziele und Wünsche. Ich hab das auf dem Laufband einfach mal sein lassen und in meinen Körper gehört.
Wie fühlt es sich an zu rennen, jeder Schritt, jeder Atemzug? Wie fühle ich mich danach, wenn der Schweiss tropft und ich glühe? Zu Hause hab ich es dann auch ruhiger genommen, nichts gedacht, einfach langsam gemacht, Tee getrunken, gekocht, die Ruhe angenommen. Und damit hab ich mir den Raum gegeben. Und mit dem Raum und dem Nicht-Denken hab ich all die verirrten Gedanken sortiert. Das fühlt sich grad so gut an, so stark und so befreiend.
Ich hatte mir jahrelang Gedanken darüber gemacht, was denn meine Werte sind, wo liegen meine Grenzen und wie stehe ich für mich ein. Und es fiel mir so schwer Worte zu mir zu finden, Worte, die mich beschreiben und zu denen ich stehen kann. Oder Werte zu definieren, die mir wichtig sind und die ich auch meiner Tochter weitergeben will.
Jahrelang habe ich es als extrem schwierig empfunden, diese Gratwanderung zwischen Nachgeben und Grenzen setzen, auf der Suche nach den Grenzen, Werten und Erziehungsstil zugunsten der Beziehung zu meiner Tochter. Und plötzlich – eines Abends sind die Worte einfach so rausgesprudelt. Ich kann mir auch hier nicht erklären, weshalb es genau an diesem Abend funktioniert hat. Aber plötzlich hatte ich eine lange Liste an Adjektiven, die mich beschreiben. Und ich war glücklich. Glücklich, dass ich mich endlich beschreiben konnte und zugleich dankbar, dass ich mich endlich sehen kann. Gleichzeitig definieren sich daraus auch klar die Grenzen und Werte und damit hab ich nun alles in der Hand was ich brauche – um eine gute Mutter für meine Tochter zu sein, eine liebevolle Beziehung zu ihr zu haben und trotzdem die Grenzen setzen zu dürfen, eine Partnerin sein zu können, die weiss was sie will, weiss, wer sie ist und dies in Weiblichkeit, stark und verletzlich, weich und selbstbewusst.
Der Prozess war und ist wichtig – für die Selbstliebe aber auch um immer wieder den Fokus zu finden. Auch mir gelingt es nicht jeden Tag gleich gut.
Aber je länger je besser gelingt es mir mich rauszunehmen aus dem Hamsterrad der Verpflichtungen und Innezuhalten, auf meinen Körper zu hören und somit mich zu besinnen und den Fokus wiederzufinden. Diese Achtsamkeit, dieses Erkennen ist sehr wertvoll und dies möchte ich auch im laufenden Jahr noch mehr trainieren.