Und immer wieder Nizza

Nizza. Ich kann auch nach so langer Zeit einfach nicht genug kriegen. Hier meine Gedanken zu Routine, Ritualen und der immer gleichen Aussicht.

Wie fast immer in den Ferien fahren wir nach Nizza. Nizza. Ein Ruheort, Kraftort. Heim kommen. Schon oft hab ich hier beschrieben, dass wir dort alles können und nichts müssen. Nizza ist uns vertraut und doch nicht ganz. In Nizza und der Umgebung sehen wir das immer Gleiche und entdecken auch jedes Mal Neues. Wir machen neue Erfahrungen, lernen andere Menschen und Orte kennen, machen Entdeckungen und erschliessen das uns Bekannte immer mehr. Nizza ist jedes Mal, wenn wir dort sind, anders und eben doch gleich. Gleich bleiben die Wohnung und die Aussicht. Immer gleich. Neu sind Orte, Restaurants, Bars, Menschen, Ansichten und Aussichten. Wir fühlen uns in Nizza heimisch und doch sind wir fremd. Wir werden als fremd betrachtet. Der Akzent verrät uns. Die Ausländer aus der Schweiz. Wir haben auch keine Freunde in Nizza, aber wir machen wunderbare Begegnungen. Mit der Zeit kennt man sich. Aber es ist unverbindlich, oberflächlich. Tiefe Freundschaften konnte ich nach all den Jahren nie knüpfen. Im Grunde ist mir das egal. Ich komme und gehe, geniesse und sauge auf, grad wie es mir gefällt. Und ich will mich dort erholen. Abschalten. Zur Ruhe kommen und auftanken. Und genau das kann ich mit meinen Liebsten in Nizza. Ich werde wohl jedes Mal die Aussicht aufs Meer aufsaugen, durch die selben Gassen der Altstadt schlendern, die immer gleichen Bilder meiner Lieblingsorte machen wie die Promenade des Anglais mit dem Strand, den Place Garibaldi, den Place Massena, den verwinkelten Gassen der Altstadt, dem Kloster Cimiez und dem Park. Ganz egal. Nizza bezaubert mich. Immer und immer wieder. Ebenso meine liebsten Orte Rund um Nizza mit St. Jean-Cap Ferrat, Villefranche, St. Paul de Vence, Antibes, Cannes, Eze, Cap d’Ail, Monaco. Für mich sind es daher auch fünf Gründe, weshalb ich immer wieder nach Nizza komme und für mich Nizza und die Côte d’Azur den grössten Erholungseffekt haben.

  1. Wieso Abwechslung, die gibt es schon im Alltag genug. Wir haben jeden Tag zig Auswahlmöglichkeiten und müssen uns von morgens bis abends entscheiden. Nach Nizza an den immer gleichen Ort zu fahren, nimmt uns eine wichtige Entscheidung ab. Die Entscheidung: Wir fahren wieder nach Nizza, ist komplett frei von Stress. Es ist einfach so. Und wenn wir mal Neues sehen wollen, dann haben wir ja letztlich immer noch die Möglichkeit frei zu entscheiden, wo anders hinzufahren.
  2. Keine Vorbereitungszeit schützt vor überhöhten Erwartungen. Wir brauchen kaum Vorbereitungszeit und wissen in etwa was uns erwartet. Ich muss lediglich wissen, wann wir wieder eine Reise nach Nizza planen. Ich weiss zu jeder Jahreszeit, worauf ich mich einlasse. Die Wohnung ist gut ausgerüstet und daher haben wir schnell gepackt. Wir müssen einzig die Reisezeit planen. Je nach Jahreszeit empfiehlt es sich den Stau am Gotthard zu umfahren oder auf den Verkehr in Italien zu achten. Aber auch hier haben wir eine lange Erfahrung. Wir wissen immer, worauf wir uns in Nizza oder der Fahrt dorthin einlassen. Und enttäuscht werden können wir nur bedingt. Wir haben beim Ankommen unser Ritual vom immer ersten gleichen Foto mit der atemberaubenden Aussicht oder dem immer gleichen Rundgang durch die Stadt.
  3. Weder überfordert noch unterfordert – wir haben in Nizza einen sicheren Hafen mit der bekannten kleinen Wohnung und können dort aber immer wieder Neues entdecken. Diese Routine lässt uns perfekt zur Ruhe kommen. Wir müssen nichts und dürfen alles. Wir können die neuen Eindrücke verarbeiten und haben den Raum und die Zeit, wann immer wir wollen auf Entdeckungstour zu gehen.
  4. Wir lassen uns überraschen. Auch wenn es für einige langweilig erscheinen mag, wir werden in Nizza täglich überrascht. Vom netten Service im neu entdeckten Restaurant, dem neuen Ort oder Weg, dem immer gleichen und doch immer atemberaubenden Sonnenuntergang. Die kleinen Überraschungen machen das grosse Ferienglück für uns aus und es ist somit auch überhaupt nicht langweilig, sondern sehr erholsam.
  5. Und wir können wunderbar in Erinnerungen schwelgen. Sehen, wie sich unsere Beziehung, unsere Familie oder unsere Süsse weiterentwickelt hat, wie wir uns gemeinsam entwickelt haben und wir geniessen es auf die Jahre zurückzublicken und auch nach vorne.

Wir fahren also auch in Zukunft, wann immer möglich, nach Nizza, um uns in unserer vertrauten Umgebung zu erholen, Ruhe zu finden und Kraft zu tanken. Uns fällt der Abschied trotzdem immer schwer, obwohl wir wissen, dass wir bald wiederkommen. Tröstlich und beglückend zugleich.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.