Der 7. Sinn? Die Vorahnung? Wenn wir uns gut spüren, können wir die Zeichen erkennen. Die Verbindung vom Bauch zum Kopf ist wissenschaftlich erwiesen. All unsere Erfahrungen, alles, was wir im Leben erlebt haben, sind die Informationen, die im Bauchgefühl zum Ausdruck kommen. Doch wie damit umgehen? Meistens hört man das Bauchgefühl wohl, wenn es schlecht ist. Das gute Bauchgefühl ist, meiner Meinung nach, viel einfacher zu überhören. Es bedarf ja auch keiner Handlung oder Aktion. Wenn es allerdings schlecht ist, dann brauchen wir in der Regel viel länger, bis das flaue Gefühl oder die Vorahnung wieder verflogen ist.
Ein flaues Gefühl im Magen und man beobachtet vielleicht genauer, weshalb es grad so ist. Vielleicht bestätigt das gerade die aktuelle schwere Situation, aber es braucht womöglich nicht mal eine Entscheidung oder eine Handlung. Manchmal reicht es einfach zu spüren. Dieses Gefühl anzunehmen, ohne etwas zu tun. Dann kann man immer noch einige positive Botschaften schicken, sich zu motivieren oder aufzustellen versuchen, mit etwas Schönen, damit das Gefühl verfliegt. Denn der Bauch schickt einem ja auch Schmetterlinge.
Dann gibt es auch noch die Situation. Der Bauch sagt ja, der Kopf sagt nein. Ein Dilemma, in welchem wir uns immer mal wieder befinden. Aber was bedeutet eigentlich «Auf das Bauchgefühl hören»? Es ist gemeint, dass man seine Entscheide auf seine Intuition und nicht auf rationale, logische Überlegungen stützt. Doch, was wenn das Bauchgefühl ein schlechter Ratgeber ist? Was, wenn man nicht merkt, dass es einem in die Irre führt? Was, wenn man gar nicht weiss, ob die Bauchentscheide vielleicht gefühlsmässig für sich ok, aus der Logik aber falsch sind? Und was, wenn man besser auf den Kopf gehört hätte?
Aus dem Bauchgefühl heraus schnelle Entscheide zu treffen, finde ich wenig ratsam. Zumindest vorher ein paar Argumente zusammentragen sollte man. Schliesslich kauft man kein Haus aus dem Bauch heraus oder heiratet hoffentlich auch keine einem unbekannte Person. Man wechselt nicht aus dem ersten Impuls die Stelle oder fällt einen Personalentscheid ohne klare Grundlage. Denn, wie kann man im Konfliktfall erklären, dass man aus dem Bauch heraus einen vielleicht auch schwerwiegenden finanziellen oder persönlichen Fehler begangen hat? Ich habe halt aus dem Bauch heraus entschieden. Jä nu!
In meinen Augen braucht es weit mehr als das Bauchgefühl für solche Entscheide. Ein paar Fakten können das Gefühl im Bauch noch unterstreichen. Denn das Bauchgefühl ist, meiner Meinung nach, einfach ein Gradmesser, ob eine Entscheidung oder Situation positiv oder negativ ist. Ob eine Entscheidung vielleicht stimmig gefällt wurde. Aber vorher braucht es Klarheit über die Situation, über positive und negative Aspekte. Denn Entscheide brauchen den Kopf und den Bauch im Einklang. Wissenschaftler haben der Columbia Universität in New York herausgefunden, dass zwischen dem Bauch und dem Hirn enge Verbindungen verlaufen. Wenn wir also ein flaues Bauchgefühl haben, sollten wir diese Botschaft analytisch fassen.
Wie machen wir also unser Bauchgefühl fassbar? In dem wir die Situation mit intensiven Fragen kritisch beleuchten. Was kann zu diesem komischen Gefühl geführt haben? Was gefällt mir nicht? Was steckt dahinter? Ausserdem ist zu überlegen, welche Schritte aktuell gemacht werden können, damit das Bauchgefühl dann wieder besser wird. Beim Hauskauf wäre z.B. ratsam zuerst die Tragbarkeitsrechnung zu machen, als gleich ein Vorvertrag zu unterzeichnen. Und beim Personalentscheid sollte man zwischen der Rolle und der Person unterscheiden. Erfüllt die Person die Rolle gut? Wie kommt sie an bei anderen Kolleginnen und Kollegen? Stimmt die Leistung? Habe vielleicht nur ich ein Problem mit der Person persönlich? Und wenn ja, was ist mein Anteil an der Sache? Könnte es sein, dass mir mein Bauch einen Streich spielt, weil meine Glaubenssätze getriggert werden? Bevor man also einen Personalentscheid fällt, wäre auch hier eine Überprüfung Bauch – Kopf sinnvoll. Denn das diffuse Bauchgefühl weicht einer inneren Klarheit, wenn man zuerst Argumente gesammelt hat. Das Bauchgefühl ist dann benennbar, bietet Orientierung. Anhand dessen kann dann auch die Entscheidung mit guten Argumenten im Einklang von Bauch und Hirn gefällt werden.
Wenn sich jemand vor allem im beruflichen Umfeld ausschliesslich auf das Bauchgefühl beruft, dann habe ich so meine Fragezeichen. Und stelle per se schon mal die Entscheidung oder die Aussage in Frage. Das Bauchgefühl ist für mich nie die Grundlage für die Entscheidung, sondern lediglich eine Bestätigung, ob die Entscheidung stimmig ist oder eben nicht. Grundlage für ein Gespräch, ein Feedback oder eine Beurteilung sollte das Bauchgefühl allerdings nicht sein. Ich kriege selbst ein komisches Bauchgefühl, wenn jemand mit dem Bauchgefühl argumentiert.