Ein gutes Leben und weshalb Zufriedenheit das neue Glück ist

Was ist es, das Leben, das sich gut anfühlt? Das Leben das gut ist? Was ist überhaupt ein gutes Leben?

Für mich ist ein gutes Leben, wenn ich Zeit mit meiner Süssen, mit meinem Schatz oder Freunden und Familie verbringen kann. Wenn ich mich nicht krank oder gebrechlich fühle. Wenn ich gute Gespräche führen kann, wenn ich inspirierende Begegnungen habe. Wenn ich mit dem, was ich mir aufgebaut habe, im Einklang bin. Zufrieden, so wie mein Leben gerade ist. Egal, ob zu Hause, ob unterwegs, in den Ferien, bei der Arbeit. Für mich ist das Leben gut, wenn ich in Frieden bin mit mir und meiner Umwelt bin, wenn ich etwas bewegen kann und wenn ich Freude verspüre bei dem was ich tue. Mein Leben fühlt sich aber auch gut an, wenn nichts passiert. Wenn ich einfach sein kann, ohne irgendetwas zu müssen. Wenn ich mich auf den Moment im Hier und Jetzt konzentrieren kann und weiss, ich bin genau hier und jetzt am richtigen Ort und will nirgendwo anders sein. Um an diesen Punkt zu kommen, dass ich genau hier und jetzt am richtigen Ort bin und dass ich rückblickend, aber seit geraumer Zeit ein gutes Leben habe, musste ich an mir arbeiten und in mich gehen. Denn dieser Flow kommt nicht einfach so.

Was mir seit einiger Zeit auch klar ist, dass ich viele Jahre das kleine Glück – worüber ich ja hier schreibe mit Zufriedenheit verwechselt habe. Ich schreibe über das «sich bewusstmachen», der kleinen, schönen und glücklichen Momente. Das Aufzeigen dieser kleinen, schönen und glücklichen Momente zielt auf die Dankbarkeit für das eigene Leben. Es sind Alltagsgeschichten, Bilder, Blumen, kleine Dinge, die einem Freude bereiten. Es sind oder sollen ja weniger die überschäumenden, emotionalen oder grossen Dinge sein, die einen glücklich machen, die ich hier beschreibe. Dankbarkeit und Demut.

Zufriedenheit ist leise, fein und subtil

Während Glück für mich überschäumend, sehr emotionsgeladen und fast laut ist, fühlt sich Zufriedenheit ruhig an. Zufriedenheit ist für mich leise, fein und subtil. Zufriedenheit fühlt sich tief im Inneren an und kann ein Grundzustand sein. Ein Grundgefühl wird. Der Flow sozusagen. Können wir sagen «ich bin einfach zufrieden» und damit das neue Glück meinen? Und wie kann ich den Zustand dieser Grundzufriedenheit erreichen? Was brauche ich für einen Zustand der Zufriedenheit? Und weshalb ist die Suche nach immerwährendem Glück einfach nur anstrengend?

Glück und Zufriedenheit haben nichts mit Wohlstand zu tun

Die Suche nach Glück ist heute das erstrebenswerte Ziel. Wir sehen in Medien, Filmen, Social Media überall glückliche Menschen, strahlend, schön, jung, schlank, gebildet. Und wir wollen das alle ja irgendwie auch. Uns wird so suggeriert, dass wir das Glück im Aussen finden. Uns wird versprochen, dass Dinge, Dienstleistungen und Produkte glücklich machen. Und daraus entsteht, sobald wir uns irgendetwas Erstrebenswertes ermöglicht haben, wir gleich nach neuen Dingen verlangen, die uns vermeintlich glücklich machen sollen. Ein Teufelskreis. Ein Konsumzwang. Der durch Corona vielleicht kurz mal ins ruckeln geraten ist. Ein Umdenken, wird in meinen Augen kaum stattfinden. Wenn man den Zahlen des Bundesamtes für Statistik glaubt, hat der Konsum nach einem Einbruch im März und April 2020 ab Mai bereits wieder angezogen und ist im Juni bei einem Stand vor Corona. Die Sucht nach immer grösser, schöner, besser und mehr, lässt sich nicht aufhalten.

Das Problematische an einer solchen konsumorientierten Gesellschaft ist, dass diese Mentalität häufig nicht beim Konsum haltmacht, sondern darüber hinaus geht. In der Tendenz wollen wir immer höher hinaus, immer noch etwas Besseres, immer noch mehr. Das macht uns kurzfristig glücklich und Momente des Glücks gibt es immer wieder in unserem Alltag. Doch etwas Anderes bleibt dabei völlig auf der Strecke: Die Zufriedenheit. Die Suche nach dem immerwährenden Glück verdeckt die Zufriedenheit.

Glück ist nicht dasselbe wie Zufriedenheit

Ein glücklicher Zustand ist eine Momentaufnahme. Eben das kleine Glück. Ein Augenblick, ein Moment und es durchströmt uns in ganz unterschiedlichen Situationen. Ein Glücksmoment geht wieder vorbei. Er ist zeitlich begrenzt und macht uns so zwar froh, ist jedoch nicht von Dauer. Und dieses Gefühl macht uns süchtig.

Ganz anders die Zufriedenheit. Zufriedenheit verspürt man, wenn man innerlich ausgeglichen ist, nichts Weiteres verlangt, als das was man hat und einverstanden ist, mit dem was ist. Auch Momente der Traurigkeit haben in einem Zustand der Zufriedenheit Platz. Weil man ist einverstanden wie es gerade ist. Ohne zu bewerten.

Für mich habe ich festgestellt, dass es sinnvoller ist, nach Zufriedenheit statt nach dem grossen Glück zu streben. Denn wenn du den Zustand der Zufriedenheit erreichst, kommt das Glück ganz von alleine. Folgende Elemente helfen für mehr Zufriedenheit:

  • Akzeptiere dich, wie du bist
  • Akzeptiere andere, wie sie sind
  • Sei nicht neidisch auf den Besitz anderer
  • Zeige Wertschätzung für das was du bist, besitzt und erreicht hast
  • Wenn du mit bestimmten Aspekten unzufrieden bist, dann ändere sie, anstatt dich nur darüber zu ärgern
Das kleine Glück findet sich an jeder Ecke und bringt eine Zufriedenheit und Dankbarkeit, die ein langfristiges, stabiles Fundament sind.

Ich habe mehrere Jahre daran gearbeitet. An der Zufriedenheit und Dankbarkeit. Ich habe bisher dies als das kleine Glück bezeichnet – als Momente, die mich zufrieden machen. Ich habe gelernt, dankbar zu sein und für mich einzustehen. Und ich habe gelernt, mich über die kleinen Dinge zu freuen. Heute stelle ich fest, ich habe ein Leben, das gut ist.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.