Seit mehr als 5 Jahren geniessen wir Wochenenden und Ferien in Davos. Nicht nur im Winter, auch im Sommer und Herbst ist Davos traumhaft schön, zum (Winter-)wandern, Ski fahren oder Langlaufen. Wir geniessen die Entschleunigung.
Und wir gehen auch regelmässig auf die Schatzalp und laufen dann runter ins Dorf. Auch kehren wir ab und zu ein und trinken etwas. Dort zu übernachten ist uns deshalb noch nie in den Sinn gekommen, da es so nah an unserer Wohnung ist. Aber das historische Hotel Schatzalp ist tatsächlich eine Reise wert in eine andere Epoche. Es ist ein Ort, der stehengeblieben scheint und abends, wenn die Tagesgäste weg sind, kehrt eine Ruhe ein, die einem tief berührt.



Für mich war unser Wochenende auf der Schatzalp ein wohltuender Break vom Alltag – ein Eintauchen in Geschichte, Natur und warme Herbstfarben. Und natürlich auch ein kleiner literarischer Ausflug in die Welt von Thomas Mann. Mit wenig Gepäck sind wir am Samstagnachmittag mit der Schatzalpbahn zum Hotel gefahren und konnten gleich einchecken. Das Zimmer mit Sicht auf Davos und die Berge ist einfach eingerichtet, funktional und man erfreut sich über das rustikale Badezimmer. Der Balkon lädt zum Verweilen ein und zum Geniessen der Aussicht. Von der man einfach nicht genug bekommt.



Wir haben dann einen kurzen Spaziergang unternommen und sind zum Berggasthaus Strelaalp spaziert, wo wir in der warmen Sonne sassen und ein Glas Weisswein getrunken und etwas Kleines gegessen haben.







Nach dem kurzen Spaziergang zurück, haben wir uns auf den Balkon gesetzt, gelesen, die Aussicht genossen und entspannt. Es war einfach nur traumhaft. Später als es schon dunkel wurde, sind wir im Belle Epoque Saal zum Abendessen. Ein rundum gelungener Abend, den wir bei einem Drink in der Bar ausklingen liessen.
Die Schatzalp: Ein Stück Jugendstilgeschichte über Davos
Die Schatzalp wurde 1900–1901 als Luxussanatorium für Tuberkulosepatienten gebaut – ein architektonisches Juwel im Jugendstil, das damals seiner Zeit weit voraus war. Die klare Bergluft von Davos galt als heilend, und so wurden Patienten aus ganz Europa hierhergebracht, um Kraft zu schöpfen, zu genesen oder zumindest Ruhe zu finden. Was heute als Hotel betrieben wird, war einst eine medizinische Hightechanlage. Die Einrichtung im Originalstil ist bis heute weitgehend erhalten geblieben. Wenn man durch die langen Holzflure geht oder mit dem alten Lift fährt, fühlt man sich unweigerlich in eine andere Epoche versetzt. Die Zeit scheint hier tatsächlich ein wenig stillzustehen. Genau das macht die Schatzalp so magisch.

Thomas Manns „Zauberberg“: Literatur, die aus der Realität der Schatzalp wuchs
Der wohl berühmteste Gast – zumindest literarisch – war Thomas Mann.
Er selbst war nicht Patient auf der Schatzalp, aber seine Frau Katia wurde 1912 in Davos wegen einer Lungenerkrankung behandelt. Während seiner Besuche dort liess sich Thomas Mann inspirieren – die Atmosphäre, die Rituale, die Gespräche der Patienten. Alles floss später ein in seinen grossen Roman „Der Zauberberg“, der 1924 erschien.
Der Roman erzählt die Geschichte von Hans Castorp, der seinen Cousin im Sanatorium besucht – und statt drei Wochen ganze sieben Jahre dortbleibt. Ein Werk voller Symbolik, existenzieller Fragen, philosophischer Diskurse und dem Gefühl des Schwebens zwischen Leben und Tod.
Die Schatzalp gilt als Vorbild für das fiktive Sanatorium Berghof.
Wenn man heute dort oben steht, versteht man schlagartig:
Dieser Ort hat tatsächlich etwas Zauberhaftes.
Eine Art entschleunigte Schwere, die gleichzeitig leicht macht.
Ein Zwischenraum – weder ganz Alltag noch ganz Ferien, weder ganz Vergangenheit noch ganz Gegenwart.
Unser Wochenende auf der Schatzalp: Entspannen mit historischem Flair
Für mich war dieser Aufenthalt wie ein in den Herbst gehülltes „Zeitreise-Wochenende“. Schon die Fahrt mit der Schatzalpbahn lässt die Ankunft zu einem Erlebnis werden.
Was dieses Wochenende besonders gemacht hat:
- die warmen Farben des Davoser Herbstes
- die unglaubliche Stille – nur das Rascheln der Bäume oder das Zwitschern der Vögel
- ein Hotel, das nicht perfekt, aber voller Seele ist
- der Weitblick über die Davoser Landschaft
- das Gefühl von Ankommen, Abschalten und Auftanken
Und irgendwie war da dieser Gedanke:
Für uns ein kleiner Zauberberg, ohne philosophische Abgründe – aber mit viel Herz und einer wohltuenden Distanz zum Alltag.
Fazit: Ein Ort, der bleibt – auch wenn man geht


Die Schatzalp ist kein typisches Wellnesshotel und kein glattpoliertes Hideaway.
Sie ist historisch, atmosphärisch, etwas schrullig und gleichzeitig unglaublich charmant. Ein Ort, der Geschichten trägt. Und sie weiterschreibt. Es ist ein Ort, an dem einem die schwarze Katze an der Reception begrüsst. Es ist ein perfekter-unperfekter Ort zum Sein.

Für mich war es ein Wochenende voller kleiner Glücksmomente, eingebettet in Jugendstilwände und goldene Herbstfarben – und ein bisschen auch begleitet von Hans Castorp, der irgendwo in diesen langen Fluren vielleicht noch spazieren könnte.

Wenn du einen Ort suchst, der dich den Alltag vergessen lässt und dir ein Gefühl von genau richtig sein schenkt, dann ist die Schatzalp ein perfekter Rückzugsort. Und wer weiss – vielleicht findest du dort oben auch dein eigenes kleines Kapitel Zauberberg.