4 Dinge, die für mich bleiben nach Corona

Seit rund 3 Wochen sind die Restaurants wieder offen, etwas länger schon alle Läden, der ÖV läuft wieder normal und die Strassen sind wieder verstopft. Sämtliches Unterhaltungsangebot ist wieder verfügbar. Jeder kann seinen alten Gewohnheiten und seinem wohlbekannten Trott nachgehen. Dies zeigt sich auch, dass nun keine Menschenseele mehr der Reuss entlanggeht und die Parkplätze in der Reussebene wieder leer sind. Ja, dass ich wieder meine gewohnten Jogging-Runden drehen kann ohne Menschen auszuweichen oder eine weniger begangene Route wählen muss.

Ich habe 14 Wochen im Homeoffice verbracht und so viel gearbeitet. Im Tagesablauf hatte ich plötzlich mehr Zeit für die Arbeit, so ganz ohne Arbeitsweg. Mittagspausen oder generell Pausen fielen den vielen Stunden oder gefühlt Tagen in Videokonferenzen zum Opfer. Und daneben habe ich den Haushalt geführt, meine Süsse im Homeschooling betreut, hab für meine Eltern und uns eingekauft. Ich bin so oft es ging joggen gegangen und habe versucht über Telefon und Whatsapp unsere Freundschaften zu pflegen. Zum Glück hatte ich die Unterstützung gerade, was die Betreuung betrifft, aber es war in jeder Hinsicht anspruchsvoll. Dass die Schule wieder ordentlich losging, ist eine wichtige Entlastung, denn die Belastung mit Haushalt, Homeoffice & Homeschooling war doch enorm.

Nach 2 Monaten und mehr mit komplettem Stillstand, hat mir diese Öffnung zuerst etwas Angst gemacht. Und irgendwie bestätigt sich mein Gefühl, dass Corona keine Auswirkungen auf irgendein Verhalten hat, jeden Tag. Mit den letzten Lockerungen ist auch die letzte Rücksichtnahme weggefallen. Und obwohl überall Schutzkonzepte vorhanden sind im öffentlichen Raum, in Restaurants, in Einkaufsläden, habe ich sehr stark das Gefühl Corona ist vorbei, so wie es gekommen ist. Und was bleibt, ist einfach der wirtschaftliche Schaden.

Mich erstaunt das und ich kann nur den Kopf schütteln. Während 3.5 Monaten war Corona das dominierende Thema. Wir haben uns zu Hause zurückgezogen, haben einen neuen Alltag gelebt. Einen wunderschönen und gleichzeitig anspruchsvollen Alltag mit viel Familienzeit, viel Arbeitszeit, viel Zeit zum Kochen und einfach das schöne Zuhause zu geniessen. Wir haben gemeinsam gekocht, gemeinsam gespielt, gemeinsam die Gegend mit dem Velo erkundet. Wir waren 24 Stunden zusammen, während Wochen. Und es war wunderbar.

Darum habe ich mich gefragt, was bleibt denn für mich und uns als Familie nach Corona?

Ganz klar mehr Familienzeit

Die Familienzeit hat uns zusammengebracht, hat uns gestärkt und hat uns gutgetan. Wir haben in einer schnelllebigen Zeit, in der man nie genug Zeit hat, Zeit geschenkt bekommen für uns als Familie. Wir haben viele Dinge gemeinsam machen dürfen, haben gekocht, gebastelt, gespielt, den Garten genossen, Netflix geschaut und sind Velo gefahren. Es war bestimmt auch nicht immer alles heiter Sonnenschein, manchmal wars jedem auch mal zu viel, aber ich kann sagen, diese Zeit als Familie wird mir als unendlich bedeutend und wertvoll in Erinnerung bleiben. Die Zeit, die uns zusammengeschweisst hat, die uns uns näher gebracht hat und die wir einfach so geschenkt bekommen haben. Dafür bin ich dankbar. Denn wir durften innehalten in unserem Zuhause als Familie. Die Zeit als Familie ist nach Corona noch wertvoller für mich. Und ich möchte bewusst, dieses Mehr an Familienzeit mitnehmen.

Mehr Ruhe & Einfachheit

Corona hat auch mehr Ruhe und Einfachheit gebracht. Wir haben viel Zeit zu Hause verbracht. Gemeinsam, ohne Termine, ohne Verabredungen, ohne Unterhaltungsprogramm, bis auf das, was wir selber ausgedacht hatten. Wir haben die Natur in der Umgebung entdeckt, wir sind Velo gefahren, frühmorgens gejoggt. Wir haben im Garten gepicknickt oder grilliert. Wir haben schon im April das 5 Zimmer eingeweiht. Wir haben gelesen, Gesellschaftsspiele gespielt, gemeinsam gekocht, tolle Rezepte entdeckt und uns kulinarisch zu Hause verwöhnt. Wir haben diese Zurückgezogenheit, diese Einfachheit zu Hause, diese Ruhe im Sein, einfach wir als Familie oder als Paar genossen. Und ich habs letztlich auch gebraucht – einfach nichts, einfach Ruhe, einfach Erholung. Die Wochen waren letztlich ja vollgepackt mit Video-Konferenzschaltungen und vielen Pendenzen. Die Zeit ist ja auch nicht stillgestanden, es war einfach ruhiger. Diese Ruhe, diese Einfachheit im Zuhause, im Sein als Paar und Familie. Nicht immer ein Programm haben, auch mal nichts tun. Das will ich mitnehmen aus Corona.

Freundschaften und Nähe

Wir hatten tolle Momente als Familie und auch verschiedene Begegnungen ausserhalb. Eine andere Verbundenheit mit Menschen, die einem nah sind, die sich um einen sorgen oder sich für einen interessieren. Und dann gab es Begegnungen, die mich sehr berührt haben, so wie die plötzliche Nähe zur Kirche, die ich erleben durfte. Ich habe jede Woche 2 Gebetsimpulse gekriegt vom Seelsorger, dazwischen auch Kärtchen oder sogar ein Telefon am Ostersamstagabend, all das hat mich bewegt und berührt. Es ist schon so, dass Corona uns geholfen hat, den Blick auf vermeintlich selbstverständliche Dinge zu schärfen oder als nicht mehr selbstverständlich zu betrachten. Dankbar sein für kleine Begegnungen und Zeichen der Freundschaft. Das möchte ich mitnehmen.

Mehr Zuhause

Nicht erst seit Corona, aber klar durch Corona, hat das Zuhause in einer Zeit, in der im Aussen nichts lief nochmals an Bedeutung oder Wert gewonnen. Für mich war schon immer wichtig, dass ich ein schönes, wohnliches Zuhause habe, in welchem ich mich wohlfühlen und geborgen sein kann. Seit ich mir meinen Wohntraum erfüllt hab, mit einer Küche, die so zentral für mich ist, genug Platz für meine Süsse, einem tollen Garten, der uns als 5. Zimmer dient im Sommer oder sobald die Sonne scheint, bin ich rundum happy. Mir ist ein schönes Zuhause wichtig, jemand anderem wahrscheinlich das dicke Auto, wieder jemandem anderen der nächste Wochenend-Trip. Und ich habe in den letzten Wochen, als uns wirklich nichts anderes übrig blieb als zu Haus zu bleiben, meinem Schatz immer wieder gesagt, wie glücklich wir doch sein können, genug Raum zu haben, einen schönen Garten und eine tolle Küche, einfach dieses tolle Zuhause. Uns hat es an nichts gefehlt. Unsere Wohnung ist unser Rückzugsort und Kraftort. Hier haben wir alles und verpassen da draussen nichts. Und das ist auch etwas, was ich aus Corona mitnehmen will.

Für mich darf die Möglichkeit der Zurückgezogenheit, der Ruhe, der Einfachheit, der Zeit als Familie anhalten. Ich möchte mir das bewahren und nicht so nach draussen gehen, als sei nichts gewesen. Denn Corona hat mir bestätigt auf was es wirklich ankommt.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.