#Glücksgeschichte 38 – Ein kleines rotes Glück

Mohnblumen machen mich glücklich – Jahr für Jahr – eine kleine Glücksgeschichte!

Über das Auffahrts-Wochenende war ich zu Hause. Alle waren unterwegs – und ich? Ich habe die Stille genossen. Kein Programm, keine Termine. Nur ich, die Ruhe und ganz viel Zeit für mich.

Ich liebe solche Tage. Früh aufstehen, in Ruhe einen Kaffee trinken und dann losziehen. Raus an die frische Luft, die Morgensonne im Gesicht, den Vögeln lauschen, die Natur in ihrem leisen Erwachen beobachten. Ich bin jeden Morgen losgezogen – meine Spaziergänge in der Reussebene sind für mich wie kleine Auszeiten vom Alltag. Und das Schöne ist: Ich habe mehrere Runden zur Auswahl – je nach Laune, Wetter oder einfach dem Bauchgefühl.

An einem dieser Morgen bin ich Richtung Jonen gelaufen. Es war still, nur das leise Rauschen der Reuss und das Gezwitscher der Vögel begleitete mich. Und dann – schon von Weitem – hat es plötzlich rot geleuchtet. Meine Vorfreude wuchs, hab ich es tatsächlich gefunden? Und da war es: ein riesiges Feld voller wilder Mohnblumen. Ein roter Teppich mitten in der Natur. Und mein Herz hat vor Freude getanzt.

Wer mich kennt, weiss: Ich liebe Mohnblumen. Es sind für mich die geheimnisvollsten und schönsten Blumen überhaupt. Jedes Jahr aufs Neue erfreuen sie mich, überraschen mich. Und sie haben etwas, das ich so sehr schätze: Sie sind frei. Unzähmbar. Nicht zum Mitnehmen gedacht. Man kann sie nicht wirklich pflücken, sie lassen sich nicht umtopfen oder in eine Vase stellen. Sie gehören der Natur – und sie lassen sich nur bestaunen. Genau das macht sie für mich so besonders.

Ganz ehrlich – ich habe schon oft versucht, sie mit nach Hause zu nehmen. Vergeblich. Wilde Mohnblumen verwelken schnell, als wollten sie sagen: „Lass uns hier – wir gehören hierher.“ Und sie haben recht. Denn am schönsten sind sie da, wo sie plötzlich auftauchen – an Orten, wo man sie nicht erwartet. Und meist nur für kurze Zeit. Dann verschwinden sie wieder. Vielleicht um ein Jahr später ganz woanders aufzutauchen. Wie bei einem Versteckspiel mit dem Leben.

Ich konnte nicht anders – ich habe ganz viele Fotos gemacht. Und bin erfüllt und voller Freude wieder nach Hause spaziert. Die nächsten Tage bin ich immer wieder zu meinem Mohnblumenfeld zurückgekehrt. Habe die Farben auf mich wirken lassen, dem Summen der Bienen zugehört. Es war, als ob die Zeit stillsteht.

Bestimmt werde ich auch ein paar Wochen später, noch immer lächeln, wenn ich an diesen kleinen Glücksmoment zurückdenke. Ich bin gespannt, wo ich im nächsten Jahr Mohnblumen entdecke. Und ich freue mich schon heute darauf, mich wieder überraschen zu lassen.

Denn das ist das Schöne am kleinen Glück: Es taucht oft genau dann auf, wenn man nicht damit rechnet – und hinterlässt einen leisen Zauber, der lange bleibt.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.