Über Menschen und Dinge

Menschen wurden erschaffen um geliebt zu werden. Dinge wurden geschaffen um benutzt zu werden. Der Grund warum sich die Welt im Chaos befindet, ist weil Dinge geliebt werden und Menschen benutzt werden.

Dalai-Lama

Dieser Spruch ist mir in den Sinn gekommen, als ich vor einigen Tagen mitbekommen habe, wie ein Bekannter seine emotionalen Empfindungen für einen monatlich fixen Geldbetrag erklärte. Er empfindet Gefühle dafür, dass er jeden Monat denselben Geldbetrag erhält und deshalb geht es auch nicht, dass er ihn nicht mehr erhält. Innerlich habe ich gelacht. Echt jetzt? Ich habe Gefühle für Menschen und nicht für Dinge. Gut, ich mag meine Wohnungseinrichtung, meinen schönen Garten, mein neues Auto oder meine tolle Garderobe, aber ich liebe meine Tochter, meinen Partner, meine Eltern und Familie und Freunde.

Ich habe tiefe Glücksgefühle, wenn ich meine Tochter draussen mit meinem Partner spielen und reden höre, während ich drinnen das Znacht vorbereite. Ich liebe es mit Freunden einen gemütlichen Abend zu verbringen und mit meiner Familie schöne Momente zu erleben. Oder ich verspüre tiefe Liebe und Dankbarkeit, wenn ich meine Süsse in den Armen halte, wenn ich mit ihr auf reisen bin, in den Ferien, auf dem Spielplatz oder schlicht mit ihr kuschle auf dem Sofa oder im Bett. Ich liebe meine Tochter, wenn ich sie anschaue, ihr Lachen sehe, ihre strahlenden Augen, sie singen höre, tanzen sehe oder ihr Schauspiel verfolge. Und ich liebe sie auch, wenn wir streit haben, sie schlecht drauf ist oder mal nicht so will wie ich. Meine Muttergefühle entstanden in der Schwangerschaft, seither ist diese Verbindung da und seither sehe ich mich sie beobachten mit Staunen und Freude. Ich liebe sie und nicht einen Geldbetrag, der vielleicht monatlich auf meinem Konto eintrifft. Auch wenn ich weiss, dass Geld für ein gutes Leben wichtig ist. Kein Betrag auf dieser Welt kann die Gefühle, die ich für sie empfinde nur im Ansatz aufwiegen.

Leider stelle ich fest, dass es oft so ist, wie im Zitat von Dalai-Lama beschrieben. Menschen lieben Dinge und benutzen Menschen. Sie lieben die Luxuskarosse oder die teuren Markenartikel. Und sie benutzen Menschen, um sich besser zu fühlen, besser zu positionieren, oder sich über sie zu erheben. Ich kann hier nur eins sagen, ich muss mich nicht mit solchen Menschen in ein Boot setzen. Ich erhebe mich nicht über andere, ich behandle als erstes Mal alle Menschen gleich. Ich respektiere andere Menschen und das Andersartige. Alles hat Platz. Was ich nicht mag, ist, wenn sich diese Menschen zusammen in ein Boot setzen, obwohl sie eigentlich nichts gemeinsam haben, um sich gegenseitig aufzuwiegeln, eben gegen Andersdenkende, andere Werthaltungen und Lebensweisen und dann noch schön tratschen und wilde Unwahrheiten in der Welt verbreiten. Solche Menschen mag ich nicht und so eine Einstellung habe ich selber zum Glück auch nicht. Das finde ich total oberflächlich.

Menschen benutzen Menschen oder erheben sich über sie, um sich besser zu fühlen.

Was bitteschön ist hier dann noch christlich! Wie auch immer, genau diese Menschen sind dann auch solche, die sich über Dinge identifizieren – teure oder exklusive Ferien, das moderne und teure Auto, die tolle Wohnung, obwohl man sie sich eigentlich nicht leisten kann. Ich bin der Meinung, dass nur, wenn man ganz bei sich ist und sich selber liebt, auch fähig ist, andere zu lieben. Dinge braucht man zum Leben – die einen mehr, die anderen weniger, aber Dinge geben nie dasselbe zurück, wie eine Umarmung oder ein feuchter Kuss deines Kindes.

Susan Diethelm

Susan Diethelm

„Mon petit bonheur“ – mein kleines Glück entdecke ich jeden Tag. Es sind die feinen, stillen, unerwarteten Dinge, die diese Gefühl hervorrufen. Kommt mit auf Entdeckungsreise.